Eine Handreichung zur diversitätsbewussten Pädagogik

3.1 Schaubild der Diskriminierungsebenen

Vorstellungen und Konzepte von Geschlecht und Sexualität haben immer etwas mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen, kulturellen Normen sowie Sozialisation zu tun und verändern sich konstant. Zum Beispiel hatten Frauen in Europa vor 102 Jahren kein Wahlrecht. Mit dem Themenbereich geschlechtliche und sexuelle Vielfalt sind überwiegend Diskriminierungsformen von Patriarchat, Geschlechterdiskriminierung, Sexismus, Homo- oder Trans*feindlichkeit sowie sexualisierte Gewalt verbunden.

Grundlage patriachaler und sexistischer Diskriminierungen ist die Vorstellung, dass es nur exakt zwei Geschlechter (Mann oder Frau) geben darf (Zweigeschlechtlichkeit und Geschlechterdifferenz) und sich Männer und Frauen gegenseitig begehren müssen (Heteronormativität) (vgl. Butler 1990; Rich 1980/1993). Patriarchat und Sexismus als Machtverhältnisse privilegieren Männer strukturell in dieser Geschlechterhierarchie gegenüber Frauen, welche als minderwertig angesehen werden (de Beauvoir 1985; Kerner 2014). Frauen sowie Menschen, die sich im Spektrum geschlechtlicher Vielfalt verorten bzw. der Zweigeschlechternorm nicht entsprechen, werden strukturell abgewertet und diskriminiert und sind oft auch von psychischer und physischer Gewalt betroffen.

Auch in Bezug auf sexuelle Vielfalt gibt es immer noch weitreichende strukturelle Diskriminierungen, Vorurteile, Abwertungen sowie rechtliche und soziale Ungleichbehandlung von Menschen, die der Heteronormativität nicht entsprechen und z.B. lesbisch, schwul, bisexuell, pansexuell, queer, asexuell etc. sind (vgl. Debus/Laumann 2018). Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte hat in den letzten Jahren herausgearbeitet, dass LSBTIQ*-Personen (Lesbian_Schwul_Bisexual_Trans_Inter_Queer*) auf allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ebenen diskriminiert, verbal und physisch angegriffen werden und sich aus Furcht vor negativen Folgen in der Öffentlichkeit weitgehend nicht outen.