Ein Schritt nach vorne

Menschen haben innerhalb der Gesellschaft verschiedene Positionen, die in Verbindung mit dem Geschlecht, Alter, Bildungsstand, Einkommen oder der Hautfarbe stehen. Durch diese Positionen werden Handlungsmöglichkeiten bestimmt, die das Leben entweder beeinträchtigen oder erleichtern können.

Referenz

Handicap International e.V. https://handicap-international.de/sites/de/files/p... (17.09.2019)

Anzahl der benötigten Anleiter*innen
1
Benötigte Arbeitsmaterialien
Rollenkarten mit Aussagen
Zu erwartende Kosten
Kosten zum Drucken der Rollenkarten
Gruppengröße ab 14 Jahren (10-30 Personen)
Dauer 45 Minuten
Ziel Die Teilnehmer*innen erfahren anhand dieses Rollenspiels ungleiche Lebensbedingungen und Chancenverteilungen. Inhalte der Übung sind hemmende beziehungsweise fördernde Faktoren, die zu sozialer Ungleichheit führen und häufig Diskriminierung oder Ausgrenzungen zur Folge haben.
Inhalt Arbeit

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Vorbereitung

Auswahl der Rollenkarten abhängig von der Anzahl der Teilnehmer*innen.

Ablauf

  • Schritt 1 Die Teilnehmer*innen stehen im Kreis, jede*r bekommt eine Rollenkarte. Diese werden still von den Teilnehmer*innen gelesen. Geben Sie den Teilnehmer*innen einen Moment Zeit, um sich in die Rolle einzufühlen. Fragen Sie, ob jemand sich unwohl mit der zugewiesenen Rolle fühlt und tauschen möchte.
  • Schritt 2 Weisen Sie darauf hin, dass ab jetzt jede*r die Rolle spielt und die folgenden Aussagen aufgrund der Rolle beantwortet.
  • Schritt 3 Um das Einfühlen in die Rolle zu erleichtern, können sie folgende Fragen stellen, welche die Teilnehmer*innen im Stillen beantworten können.
    • Wenn ihr morgens früh aufsteht, wo seid ihr? Was macht ihr direkt nach dem Aufstehen?
    • Was bringt euch der Tag? Welche Pläne habt ihr? Wo müsst ihr hingehen? Wem begegnet ihr?
  • Schritt 4 Lesen Sie die Aussagen nun vor. Jede*r Teilnehmer*innen gehen einen Schritt nach vorne, wenn die Aussage bejaht werden kann. Wenn die Aussage verneint wird, bleiben die Teilnehmer*innen stehen. Geben Sie nach jeder Frage etwas Zeit, damit die Teilnehmer*innen Zeit zum Reagieren haben.

Nachbereitung

Nachdem alle Aussagen vorgelesen wurden, bitten Sie die Teilnehmer*innen sich umzuschauen. An welcher Position stehen sie? Wie viele Teilnehmer*innen stehen auf der gleichen Höhe? Wer steht alleine? Vor der Auswertung werden die Rollen abgeschüttelt. Hierzu schütteln die Teilnehmer*innen die Arme und Beine aus und streichen über die Arme. Anschließend können sich die Teilnehmer*innen in einen Kreis setzen. Zur Auswertung können sie folgende Fragen stellen:

  • Was war es für ein Gefühl, einen Schritt nach vorne zu kommen beziehungsweise zurückzubleiben?
  • Konnte jemand keinen Schritt nach vorne machen?
  • Haben diejenigen, die nach vorne gehen konnten, mitbekommen, dass sie zum Teil alleine waren? Wie ging es denjenigen, die auf einem Haufen in der Mitte standen? Wie denjenigen, die ganz außen im Kreis standen? Wer fühle sich besonders benachteiligt?
  • Was hat sie daran gehindert, einen Schritt nach vorne zu gehen?
  • Welche strukturellen oder gesellschaftlichen Probleme sehen die Teilnehmer*innen? Was könnten diese mit Arbeitslosigkeit und Armut zu tun haben?

Nun können einige Teilnehmer*innen ihre Rollenkarten vorlesen. Wie leicht oder schwer ist es ihnen gefallen, sich in die Rolle einzufühlen und die Fragen zu beantworten?

Rollenkarten

Du bist eine arbeitslose, alleinerziehende Mutter in Deutschland.

Du lebst in Deutschland, bist mittleren Alters und bist HIV positiv.

Du bist ein 21-jähriger deutscher Mann, der im Rollstuhl sitzt.

Du bist ein sportliches Mädchen im Teenager Alter in Deutschland.

Du bist ein 19-jähriger Flüchtling aus Afghanistan und vor kurzem in Deutschland angekommen.

Du bist die 12-jährige Tochter eines vietnamesischen Einwanderers mit einem gut gehenden Imbiss-Schnellrestaurants in Deutschland.

Du bist ein polnischer Bauarbeiter, hast bei der Arbeit vor kurzem deinen Arm verloren und findest keine Arbeit mehr.

Du bist ein illegaler Einwanderer aus Albanien und lebst unerkannt in Deutschland.

Du bist ein 19-jähriger Soldat bei der Bundeswehr.

Du bist ein 8-jähriger Junge in Deutschland und wurdest in eine Schule mit kleineren Klassen versetzt, damit du besser lernen kannst.

Du bist eine 50-jährige Frau, die vor kurzem arbeitslos geworden ist.

Du bist eine 16-jähriger Brasilianerin, hast ein 1-jähriges Kind und lebst auf der Straße.

Du bist eine junge alleinerziehende Mutter ohne Schulabschluss und Ausbildung und tust alles dafür, dass dein Kind am nächsten Tag nicht hungern muss.

Du bist ein 15-jähriger Schüler und möchtest nächstes Jahr deine Ausbildung anfangen.

Du bist ein junger Mann, der aufgrund einer Lähmung nicht laufen kann und auf dem Land lebt.

Du bist ein junger Mann, der gerade seine Ausbildung abgeschlossen hat, und bist auf der Suche nach Arbeit.

Du bist eine junge Studentin, die gerade ihr Studium abgeschlossen hat.

Du bist der 11-jährige Sohn einer alleinerziehenden Mutter, die zurzeit arbeitslos ist.

Du bist ein arbeitsloser Mann, der seit Jahren auf der Straße lebt.

Du bist eine 12-jährige Schülerin. Deine alleinerziehende Mutter hat mehrere Jobs und arbeitet sehr viel.

Du bist eine 13-jährige Schülerin, deine Eltern verdienen gut und ihr lebt in einem großen Haus.

Du bist eine 13-jährige Schülerin und lebst mit deinen Eltern und deinen zwei Geschwistern in einer kleinen Wohnung am Stadtrand.

Du bist eine 15-jährige Schülerin und hast viele Freund*innen, mit denen du regelmäßig Ausflüge machst.

Du bist ein junger Mann mit einem schlechten Schulabschluss und bist auf der Suche nach Arbeit.

Du bist ein 11-jähriger Roma-Junge, der mit seiner Familie in Deutschland wohnt. Du gehst auf eine kleine Schule und hast Probleme Freunde zu finden.

Du bist ein junger Vater, der versucht seine Arbeit und sein Kind unter einen Hut zu bringen.

Du bist ein 12-jähriger Flüchtling, der seit einem Jahr in Deutschland lebt. In der Schule kannst du nicht mitmachen, da du noch nicht genug Deutsch sprechen kannst. Niemand hilft dir.

Du bist der Sohn einer reichen Familie und hast viele Freund*innen, mit denen du dich regelmäßig triffst.

Du bist ein 18-jähriger Junge, der gerade seine Ausbildung angefangen hat.

Du bist eine junge Muslima, die in Berlin lebt, und arbeitest in einem Supermarkt.

Aussagen

  1. Du hattest nie ernsthafte Geldprobleme.
  2. Du lebst in einem Haus oder einer Wohnung mit fließendem Wasser, Strom und einer Toilette.
  3. Du hast das Gefühl, dass du deine Meinung frei äußern kannst und dass dich die anderen ernst nehmen.
  4. Deine medizinische Versorgung ist gesichert.
  5. Du kannst einmal im Jahr verreisen und Urlaub machen.
  6. Du schaust optimistisch in die Zukunft.
  7. Du kannst den Beruf erlernen, den du dir wünschst.
  8. Du hast keine Angst nachts einzuschlafen.
  9. Du kannst mindestens einmal pro Woche ins Kino oder in die Disco gehen.
  10. Du hast das Gefühl, dass dein Wissen und deine Fähigkeiten in der Gesellschaft, in der du lebst, Anerkennung finden.
  11. Du kannst lesen und schreiben.
  12. Neben der Schule oder Arbeit hast du die Möglichkeit Sport zu treiben.
  13. Du hattest nie das Gefühl, von anderen ausgegrenzt zu werden.
  14. Du kannst dich auf deine Familie verlassen.
  15. Wenn du krank bist, erhältst du die notwendigen Medikamente und Therapien.
  16. Du kannst dich regelmäßig mit warmem Wasser waschen.
  17. Du hast zu Hause ein Telefon und Internetzugang.
  18. Du weißt, dass deine Familie morgen und übermorgen genug zu essen hat.
  19. Du hast die Möglichkeit, regelmäßig das Kino oder das Theater zu besuchen.
  20. Du hast das Gefühl, deine Religion und Sprache werden in der Gesellschaft, in der du lebst, respektiert.
  21. Du freust dich auf den nächsten Tag.
  22. Du weißt, wohin du dich wenden kannst, wenn du Hilfe benötigst.
  23. Du hast keine Angst auf der Straße belästigt oder angegriffen zu werden.
  24. Du hast alle Schul- und Arbeitsmaterialien, die du benötigst.
  25. Du kannst dir regelmäßig neue Kleidung kaufen.