The Cookie Thief

Anhand von zwei Kurzfilmen werden Stereotype, Vorurteile und ihre Folgen verdeutlicht und reflektiert.

Referenz

Aus dem Begleitmaterial zur DVD „Respekt statt Rassismus – Vorurteile überwinden, Diskriminierung vermeiden, Menschenrechte fördern“, Fachstelle „Filme für eine Welt“/Bildungsstelle der AG Hilfswerke, Schweiz (2004). Verwendet in: Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V. Der Vielfalt gerecht werden – eine Methodensammlung. CC BY 3.0 DE http://diversity.bildungsteam.de/migration (18.12.2019)

Anzahl der benötigten Anleiter*innen
1
Benötigte Arbeitsmaterialien
Laptop, Beamer, Lautsprecher, Video The Cookie Thief, Video Ausstieg Rechts
Zu erwartende Kosten
keine
Gruppengröße ab 14 Jahren (egal)
Dauer 30 Minuten
Ziel Die Teilnehmer*innen erkennen, dass Stereotype und Vorurteile nicht harmlos sind, sondern gravierende Folgen haben können (z.B. voreilige Schuldzuweisungen, Vorverurteilungen und Diskriminierungen im Alltag). Sie machen sich eigene Vorurteile und stereotype Vorstellungen bewusst und sprechen darüber.
Darüber hinaus setzen sie sich mit der Frage auseinander, ob sie selbst auch schon von Vorurteilen betroffen waren und/oder ob sie andersherum Vorurteile geäußert oder aufgrund von Vorurteilen so gehandelt haben, dass jemand anders davon betroffen war. Ziel des zweiten Films ist es u.a. das Schweigen der Menschen zu thematisieren, die Rassismus wahrnehmen, aber sich nicht aktiv dagegen einsetzen.
Inhalt Rassismus

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Vorbereitung

Vorher prüfen, ob die Videos sich abspielen lassen und Ton zu hören ist.

Ablauf: The Cookie Thief

  • Schritt 1 Nennen Sie der Gruppe kurz Titel, Länge und Regisseurin des Films, aber nicht den Inhalt. Bitten Sie die Teilnehmer*innen, sich den Film aufmerksam anzuschauen. Teilen Sie mit, dass einige wenige englische Worte gesprochen werden und sie bei Bedarf nach dem Film übersetzt werden.
  • Schritt 2 Zeigen Sie den Film. Unterbrechen Sie ihn bei Minute 06:00 (d.h. in dem Moment, als der letzte Keks verzehrt ist und die Frau zu ihrem Flug geht) und bitten Sie die Teilnehmer*innen kurz zu beschreiben, was sie bis hierhin beobachtet haben. Fragen Sie dann, welche Vermutungen die Teilnehmer*innen darüber haben, wie der Film weitergehen könnte. Notieren Sie die Vermutungen auf dem Flipchart, ohne sie zu kommentieren.
  • Schritt 3 Lassen Sie den Film dann bis zum Ende weiterlaufen.

Nachbereitung

Es geht in der Auswertung darum, dass sich die Teilnehmer*innen bewusst werden, wie Stereotype und Vorurteile Annahmen, Haltungen und Verhalten beeinflussen und dass sie diese Überlegungen mit Erfahrungen und Gedanken aus ihrem Alltag zusammenführen, in denen ihnen Ähnliches geschehen ist: entweder als Betroffene von vorschnellen Urteilen und Annahmen oder wenn sie sich selbst vorschnell ein Bild von einer Person gemacht haben, das nicht zutraf.

Beginnen Sie damit, die Teilnehmer*innen zu bitten, den Film kurz zusammenzufassen. Stellen Sie den Teilnehmer*innen dann z.B. folgende Fragen und machen Sie zu den Antworten auf die letzten Fragen ggf. auf dem Flipchart stichwortartige Notizen:

  • Seid ihr verwundert über die Pointe/Auflösung?
  • Hattet ihr die Vermutung, dass der Film diese Auflösung hat?
  • Was ist der Hintergrund des Missverständnisses auf Seiten der Frau?
  • Hat dieses Missverständnis etwas mit den Bildern zu tun, die zwischendurch im Kopf der Frau aufblitzen?
  • Was sind das für Bilder? Wie zeigen sie den Mann? Wie verhält er sich in Wirklichkeit?
  • Können wir diese Bilder als Vorurteile bezeichnen?
  • Welche Beispiele aus Ihrem Lebensalltag fallen euch ein, in denen sich bestimmte Vorurteile ausgewirkt haben?
  • Fallen euch Situationen ein, in denen ihr selbst von solchen Vorurteilen betroffen wart?
  • Fallen euch Situationen ein, in denen ihr selbst auf Grundlage von Vorurteilen andere Menschen in ungerechtfertigter Weise behandelt habt?
  • Wie gehen wir damit um? Was können wir tun, damit unsere „Bilder im Kopf“ nicht zu ungerechtfertigten Annahmen, Handlungen und Diskriminierungen führen?

Informationen zum Kurzspielfilm „Cookie Thief"

  • Drehbuch und Regie: Korinna Sehringer
  • nach der Geschichte „The Cookie Thief“ von Valerie Cox
  • Schweiz 1998
  • Sprachen: Deutsch, wenige englische Worte
  • Filmlänge: 8 Minuten
  • Darsteller*innen: Isabelle Stoffel („Junge Frau“), Seyfi Oelmez („Türke“), Roland Thomet („Freund“)
  • Auszeichnungen: Bester Film, Filmfestival Flagstaff/Arizona; Tim Seyfi Oelmez, Best Actor Award 2001, Internationales Filmfestival Badalona/Spanien

Kurzbeschreibung des Films

Eine junge Frau verabschiedet sich vor einem Schweizer Flughafen von ihrem Freund, um eine Flugreise nach Istanbul anzutreten. Doch schon auf dem Weg hinein ins Flughafengebäude wirkt sie nervös. Diese Spannung steigt, als sie merkt, dass ihr Flugzeug Verspätung hat. Sie kauft sich am Kiosk das Heft „GEO“ über die Türkei sowie eine Schachtel „Butterherzli“-Biskuits und begibt sich in den Warteraum.

Ein neben ihr sitzender fremder Mann beginnt plötzlich, Biskuits aus der neben ihr liegenden Schachtel zu klauben. In ihren Fantasien blitzen Bilder auf, die den Fremden als aufdringlichen, lüsternen Wüstling und Frauen-Anmacher, als stehlenden Bösewicht, als bedrohlichen Gangster und schließlich gar als skrupellosen Mörder zeigen.

Sie leistet Widerstand, indem sie weiterhin ebenfalls vom Gebäck knabbert. Der fremde, ausländisch aussehende Mann greift weiter zu, und lächelt die Frau auch noch aufmunternd an. Irritiert über sein dreistes Verhalten lässt sie sich immer mehr verwirren, halb erzürnt durch sein anzügliches, freches Treiben, halb aber auch fasziniert durch dessen unverdrossenes Lächeln.

Es entsteht ein Essduell. Die beiden greifen immer ungenierter zu. Schließlich schnappt sich der Fremde das letzte „Butterherzli“ und die Frau verlässt entnervt den Raum, um zu ihrem Flug zu eilen.

Vor der Passkontrolle kramt sie in ihrer Handtasche nach ihrem Pass und findet ihre eigene Biskuit-Schachtel unangetastet und verpackt. Ihr geht ein Licht auf: Die Biskuit-Schachtel im Warteraum gehörte gar nicht ihr, sondern dem fremden Mann. Sie eilt zurück, um sich zu entschuldigen, doch nur noch die zerknitterte leere Schachtel, der Gegenstand ihres peinlichen Missverständnisses, liegt noch auf dem Tischlein. Der Mann ist weg.

Aus dem Begleitmaterial zur DVD Respekt statt Rassismus – Vorurteile überwinden, Diskriminierung vermeiden, Menschenrechte fördern, Fachstelle Filme für eine Welt/Bildungsstelle der AG Hilfswerke, Schweiz (2004).

Ablauf: Ausstieg Rechts

  • Schritt 1 Nennen Sie der Gruppe kurz Titel, Länge und Regisseur des Films, aber nicht den Inhalt. Bitten Sie die Teilnehmer*innen, sich den Film aufmerksam anzuschauen.
  • Schritt 2 Zeigen Sie den Film. Unterbrechen Sie ihn bei Minute 03:55 (d.h. in dem Moment, als der zeitungslesende Fahrgast aufsteht und seine Zeitung beiseitelegt) und bitten Sie die Teilnehmer*innen kurz zu beschreiben, was sie bis hierhin beobachtet haben. Fragen Sie dann, welche Vermutungen die Teilnehmer*innen darüber haben, wie der Film weitergehen könnte. Notieren Sie die Vermutungen auf dem Flipchart, ohne sie zu kommentieren.
  • Schritt 3 Lassen Sie den Film dann bis zum Ende weiterlaufen.

Nachbereitung

In der Reflexion geht es vor allem um das Thematisieren der rassistischen Zuschreibungen und Zivilcourage. Gerade Schwarzen Menschen wird in unserer Gesellschaft vorschnell und unbegründet kriminelles Verhalten unterstellt. Und Weiße Menschen, die diese Vorwürfe und Beleidigungen mit Schweigen hinnehmen, unterstützen durch ihr Nichteingreifen den Rassismus.

Beginnen Sie damit, die Teilnehmer*innen zu bitten, den Film kurz zusammenzufassen. Stellen Sie den Teilnehmer*innen dann z.B. folgende Fragen und machen Sie zu den Antworten auf die letzten Fragen ggf. auf dem Flipchart stichwortartige Notizen:

  • Überrascht euch die Auflösung?
  • Was ist der Auslöser für die rassistische Schimpferei?
  • Welche Zuschreibungen macht der laute Herr dem dunkelhäutigen Mann gegenüber?
  • Was machen die anderen Fahrgäste im Bus?
  • Wie agiert der Zivilcourage zeigende Fahrgast?
  • Was hätte die Situation noch entschärfen können?
  • Fallen euch Situationen ein, in denen ihr selbst von solchen Vorurteilen betroffen wart?
  • Fallen euch Situationen ein, in denen ihr selbst auf Grundlage von Vorurteilen andere Menschen in ungerechtfertigter Weise behandelt habt?
  • Was können wir tun, damit unsere „Bilder im Kopf“ nicht zu ungerechtfertigten Annahmen, Handlungen und Diskriminierungen führen?

Informationen zum Kurzfilm „Ausstieg Rechts“

  • Titel: Ausstieg Rechts
  • Regie: Rupert Höller, Bernhard Wenger
  • Produktionsfirma: Novovesky Mathias
  • Produktionsländer: AUT
  • Originalsprache: Deutsch
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Länge: 6 Minuten

Kurzbeschreibung des Films

Wegsehen oder eingreifen? Ein vollbesetzter Linienbus. Unter den Fahrgästen befindet sich auch ein dunkelhäutiger Mann. Als dieser während der Fahrt von einem anderen Fahrgast grundlos rassistisch angegriffen wird, gibt es nur einen Fahrgast, der die Situation nicht wie alle anderen ignoriert. Am Ende scheint die Situation zu eskalieren.